Tischsitten

Etikette: Die wichtigsten Regeln für’s Geschäftsessen

Das Messer in die rechte Hand, die Gabel in die linke, aufrecht sitzen und nicht mit vollem Mund sprechen. Die Grundlagen der Tischmanieren sind oft Bestandteil der Kindererziehung.

- 21 November 2017 -

Gedeckter Tisch
Gedeckter Tisch (Foto: Pixabay)

Gelernt ist gelernt

Um bei einem förmlichen Mahl nicht negativ aufzufallen, gibt es allerdings noch diverse weitere Regeln zu beachten. Oft werden diese und weitere Benimmregeln auch als „Knigge“ bezeichnet. Die Veröffentlichung des Werks „Über den Umgang mit Menschen“ durch Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge liegt nun beinahe 230 Jahre zurück. Auch wenn das Buch selbst weder Benimmregeln noch kleinschrittige Anleitungen für den zwischenmenschlichen Umgang enthält, ist der Name des Autors im deutschsprachigen Raum zum Synonym für Etikette geworden. 

Seit einigen Jahren erleben Benimmratgeberwieder einen Aufschwung. Gerade im Berufsleben ist die Kenntnis der Regeln wichtig, denn Sie wollen sich schließlich weder vor dem Geschäftspartner noch vor Ihren Kollegen oder gar dem Vorgesetzten blamieren. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der wichtigsten Regeln:


1. Das Besteck

Bei mehrgängigen Menüs kann man schon mal mit folgender Situation konfrontiert werden: Drei Messer rechts, zwei Gabeln und ein Esslöffel links, ein Teelöffel und eine Kuchengabel oben. Das sollte Sie nicht ins Schwitzen bringen, denn wenn wir eines aus dem Film „Titanic“ gelernt haben, dann dieses: Man benutzt immer jeweils das Besteck ganz außen, arbeitet sich Gang für Gang nach innen vor und benutzt für den Nachtisch schließlich das sich oberhalb des Tellers befindliche Besteck.

Das benutzte Besteck legt man immer auf dem Teller ab, nie auf der Tischdecke. Gekreuztes Besteck bedeutet, dass man noch weiter isst, parallel unten rechts auf dem Teller platziertes signalisiert, dass man mit dem jeweiligen Gang fertig ist. Auch die Gläser werden von außen nach innen verwendet.

Gedeckter Tisch
(Foto: Pixabay)

2. Buffet

Auch wenn der Hunger groß ist: Springen Sie nicht sofort auf, wenn das Buffet eröffnet wird. Lassen Sie sich Zeit und reihen Sie sich in die Schlange ein. Halten Sie dabei auch die Reihenfolge der Gänge ein – der Koch hat sich etwas dabei gedacht. Sich schon am Dessertbuffet zu bedienen, während Ihre Tischnachbarn noch Suppe löffeln, weil dort weniger los ist, ist schlechter Stil. Laden Sie Ihren Teller auch niemals zu voll. Dafür können Sie so oft wieder ans Buffet gehen, wie Sie mögen. Nehmen Sie dabei immer einen neuen Teller, der alte wird abgeräumt.

 

3. Bestellung à la carte

Sie sind eingeladen, dürfen die Speise oder das Menü aber selbst wählen? Um nicht unverschämt zu erscheinen, machen viele Ihre Entscheidung schnell am Preis fest, selbst wenn sie das Lammfilet mehr anspricht als die Ravioli. 

Ein guter Gastgeber gibt seinen Gästen daher einen dezenten Hinweis, indem er etwa eine Empfehlung ausspricht. Die Bestellung kann sich dann im preislichen Rahmen dieser Empfehlung bewegen.

Rotwein zu rotem Fleisch, Weißwein zu weißem Fleisch und Fisch? Diese einfache Regel gilt heute nicht mehr uneingeschränkt. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren Gastgeber oder den Kellner nach einer Empfehlung. 

Der Konsum von Alkohol wird in Deutschland allerdings längst nicht mehr von Ihnen erwartet. Es ist daher völlig in Ordnung, wenn Sie ein alkoholfreies Getränk bestellen. Ansonsten gilt bei Alkoholkonsum grundsätzlich: Übertreiben Sie es nicht und bestellen Sie immer auch Wasser dazu.

Krustentiere: Stellen so manchen Hungrigen vor Herausforderungen
Krustentiere: Stellen so manchen Hungrigen vor Herausforderungen (Foto: Pixabay)

4. Unbekannte Speisen

Mangalica-Schwein, Tonkabohnen und Risoléekartoffeln haben Sie noch nie gehört, geschweige denn gegessen? Keine Panik, Sie sind sicherlich nicht die einzige Person am Tisch, der es so geht. Umso dankbarer werden Ihre Tischgenossen sein, wenn Sie den Kellner oder Gastgeber um eine Erläuterung bitten.

Das Gleiche gilt übrigens, wenn Ihnen eine Speise serviert wird, von der Sie nicht wissen, wie Sie sie verzehren sollen, etwa Schalentiere. Fragen Sie ruhig den Kellner, er wird es Ihnen erklären.

Das Mangalica-Schwein ist übrigens ein ungarisches Wollschwein, Tonkabohnen sind Früchte des Tonkabohnenbaums, der in Äquatornähe heimisch ist, und haben einen vanilleähnlichen Geschmack. Risoléekartoffeln sind eine Form von Bratkartoffeln.

 

5. Brot

Bei Brot denken Sie an die klassische deutsche Stulle, Schnitte, Kniffte, Bemme oder das Bütterken, wie man regional jeweils unterschiedlich sagt? Das ist nachvollziehbar, hat aber mit dem Brot, das bei einem gesetzten Essen gereicht wird, nichts zu tun. Hier wird Brot grundsätzlich gebrochen (und nicht geschnitten) und in kleinen Bissen verzehrt. 

Falls Butter oder anderer Aufstrich dazu gereicht wird, bestreicht man bei Baguette die mundgerecht abgebrochenen Stücke mit dem Aufstrich, bei Toast- oder Schwarzbrot buttert man die ganze Scheibe und verzehrt sie mit kleinen Bissen.

Brötchen auf Tisch
(Foto: Pixabay)

6. Das Tischgespräch

Gepflegte Tischkonversation ist wichtig – sonst hätten Sie ja auch allein zuhause essen können. Essen Sie langsam und nutzen Sie die Gelegenheit. 

Bei der Auswahl der Gesprächsthemen gibt es dabei international große Unterschiede. Während man in Deutschland bei einem Geschäftsessen ruhig relativ schnell zur Sache kommen kann, wird das Essen in vielen Ländern primär zum Anlass genommen, sich erstmal besser kennenzulernen. Beobachten Sie Ihre Gesprächspartner und loten Sie aus, was angemessen ist und was nicht. Themen wie das Essen, Sport oder aktuelle kulturelle Ereignisse sind unverfänglich. Meiden Sie heikle Themen wie Politik und Religion.

Auch wenn Sie hungrig sind und der dampfende Teller bereits vor Ihnen steht: Beginnen Sie erst mit dem Essen, wenn der Gastgeber das Signal dazu erteilt.


7. Fallen

Mit Spaghetti Bolognese haben Sie so Ihre Probleme? Lassen Sie’s. Bestellen Sie nur Gerichte, die Sie auch unfallfrei und geräuscharm verzehren können. Denken Sie an Fisch mit Gräten, Fleisch am Knochen, Spargel, Austern, aber auch etwa Burger.

Die Kartoffeln könnten mehr Salz vertragen, das jedoch steht auf der anderen Seite des Tisches? Langen Sie nie über den Tisch, sondern bitten Sie immer den dem Salz am nächsten Platzierten, es Ihnen zu reichen. Halten Sie sich jedoch mit dem Nachwürzen zurück. Sie wollen ja nicht den Koch beleidigen.

Apropos Kartoffeln: Vielleicht haben Sie noch gelernt, diese niemals mit dem Messer zu schneiden. Diese Regel gilt nicht mehr. Damit Kartoffeln die dazu gereichte Soße besser aufnehmen, empfiehlt es sich jedoch, diese mit der Gabel zu zerteilen. Niemals sollten Sie sie jedoch mit der Gabel „zermatschen“. Das Gleiche gilt für Gemüse.

Als Herausforderung erweist sich für Viele immer wieder die Serviette. Entweder ist sie kunstvoll direkt vor Ihnen drapiert oder sie liegt links von Ihrem Teller. Achten Sie auch hier wieder darauf, was der Gastgeber tut. Spätestens wenn das Essen serviert wird, entfalten Sie die Serviette und legen Sie diese auf Ihren Schoß. Nutzen Sie sie, um sich die Lippen abzutupfen, bevor Sie einen Schluck trinken. So vermeiden Sie unschöne Ränder auf den Gläsern. Die Serviette wird niemals zum Schnäuzen verwendet. Nach Abschluss des Essens platzieren Sie sie wieder zusammengefaltet links neben Ihren Teller. 

Wenn Sie sich zwischendurch erheben, können Sie die Serviette auch über die Stuhllehne legen. Legen Sie die Serviette jedoch niemals auf die Sitzfläche des Stuhls und auch nicht auf Ihren Teller, auch dann nicht, wenn es sich um eine Papierserviette handelt.

Kartoffeln: Mit dem Messer schneiden?
Kartoffeln: Mit dem Messer schneiden? (Foto: Pixabay)

Und warum das Ganze?

Ob Sie es glauben oder nicht: Alle diese Regeln haben einen tieferen Sinn. Da sich der dahinterstehende Grund jedoch mit der Zeit verändern und regional unterschiedlich entwickeln kann, können sich auch die Regeln ändern. So schnitt man etwa Kartoffeln lange Zeit deswegen nicht mit dem Messer, weil die enthaltene Stärke die Messerklingen verfärbte. Dieses Problem gibt es heute nicht mehr. Tischsitten haben immer solche praktischen Gründe oder sind Sekundärtugenden wie Höflichkeit und Respekt vor den Mitmenschen zugeordnet. 

Auch dem Freiherrn von Knigge ging es nicht um die Einhaltung von Regeln um der Form willen, sondern um den zwischenmenschlichen Umgang im Sinne der Aufklärung. Das mag nicht jedem bewusst sein, unterbewusst ziehen Menschen aber durch das Verhalten ihrer Mitmenschen schnell Rückschlüsse auf deren sonstige Fähigkeiten und ihren Charakter. Bemühen Sie sich also um gute Manieren – besonders beim Essen. Beachten Sie aber auch, dass in anderen Ländern unter Umständen andere Sitten herrschen. Informieren Sie sich daher bei Auslandsreisen vorher über lokale Sitten und Gebräuche – schließlich sollen Ihre Geschäftsbeziehungen nicht an einem Essen scheitern.

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